[Soundtrack hierzu: -> Da klixen] Sie meinen,
ich möge angerollt kommen und bei einer Veranstaltung Texte vorlesen können müssen sollen?
Och ja, das mach ich ganz gerne. Seien Sie mal nicht schüchtern, trauen
Sie sich mal, fassen Sie sich mal ein Herz usf. und schreiben Sie's mir
mal dorthin: Falls Sie mit mir nun jene one-and-only seit dem Spätherbste 1897 dringendst zu gründende unerhörte
Autorengruppe Nachtstrom jetzt! mitgründen möchten, um mit dieser mitschwingend, gegen diese ankämpfend und ohne diese gar nicht mehr dasein könnend in Wohnzimmern, Kellern, Sälen oder auch gerne unter Eisschollen unerhörte oder ungehörige Dinge zu erarbeiten und zu lesen, ja diese one-and-only Autorengruppe, die nicht wie hundert andere unerhörte, sondern eben wie die
hundertunderste unerhörte Autorengruppe sein soll und sein muss
und sein wird, dann bitte ich, mir Ihr ungeschlachtes Anliegen umgehenst
per Eilstmail mitteilen zu wollen:
Ach so, Sie könnten mich
ja anrufen wollen. Aber wollen Sie's besser nicht! Denn ich habe zwar ein
Telefon, nein, ein Telephon, und eben daran liegt's, dass Sie mich besser
nicht anrufen wollen möchten (oder umgekehrt). Nicht an mir und nicht an
Ihnen liegt's, sondern leider an meinem armen Telefon nein Telephon. Denn
sehen Sie doch mal: Es hat so viel mitmachen müssen. Zu viel. Sie sehen es ja hier drunter.
Es musste so leiden. Erst die typische St. Pauli-Mülllawine neulich
wieder. Immer auf die Kleinen Alten. Dann neulich mitten am Schabbes der
Blattschuss meines Nachbarn von oben links. Mitten drauf aufs Telephon.
Denn dieser Mensch mochte durchaus seine neue .44er ausprobieren wollen,
obgleich ich ihm vorschlug, das doch besser nicht zu möchten. Aber er
möchtete eben und dann schoss er. Ach. Das dicke Eisenblech meines armen
Telephons hielt zwar, denn es war mal ein verdammt gutes
Telephon. Sie sehen es ja. Aber die Zeit und das Leid und diese Stadt und der Blattschuss hinterlassen ihre
Spuren und alles wird immer schlimmer, unter Falten und Runzeln entschwindet unsere
Jugend, Mauern bröckeln und Bücher zerfledern und Deiche brechen und
Gehirnzellen geben ihren Geist auf, Nachbarn tun Dinge, Vogelkinder fallen aus dem Nest,
Aktien stürzen ins Bodenlose, die Donau versickert, Obama hat den
Nobelpreis nicht verdient, und eine tiefe Kerbe
entstellt nun für immer das Anlitz meines Telephons. P.S.
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